Aktuelles

Einladung zur Genossenschaftsversammlung

Die Versammlung findet am 15. Feb. 2025 statt. Die Mitglieder werden rechtzeitig informiert und die Einladung erscheint noch in der einschlägigen Presse.
12. Jan. 2025

Der Eichenprachtkäfer: Ein Interview mit der Revierförsterin a.D.

Bei einem Besuch im Siegerland am 21. September 2024 bot der Haubergsvorsteher die Gelegenheit, den Befall des Eichen-Saatgutbestands durch den Eichenprachtkäfer zu besichtigen. Im Folgenden einige Bilder:

Während eines Interviews mit unserer Revierförsterin a.D. zum aktuellen Schadensbild stellte sich die Situation wie folgt dar:
Bei einem ihrer Spaziergänge durch den Hauberg bemerkte sie gravierende Schäden im Saatgut-Eichenbestand. Ein Austausch mit einem Kollegen aus einem Nachbarrevier weckte den Verdacht, dass ein Eichenschädling die Ursache sein könnte. Weitere Untersuchungen bestätigten dies, und der Eichenprachtkäfer wurde als Verursacher identifiziert. Dieser bislang im Siegerland vorwiegend theoretisch beschriebene Sekundärschädling hinterlässt Einbohrlöcher, lebt unter der Rinde und führt ähnlich wie der Borkenkäfer zum Absterben der laubtragenden Baumteile.

  • Die Rinde eines Baumes, die für den Transport von Wasser und Nährstoffen verantwortlich ist, besteht aus zwei Hauptbestandteilen:
  • 1. Bast (Phloem):
    Der Bast liegt direkt unter der äußeren Borke und ist für den Transport von Nährstoffen (hauptsächlich Zucker) zuständig, die in den Blättern durch die Photosynthese produziert werden.
  • 2. Kambium:
    Das Kambium ist eine dünne Zellschicht zwischen Bast und Holz (Xylem). Es bildet neue Leitungsbahnen sowohl für das Phloem als auch für das Xylem.
  • Das Xylem (Holz) liegt weiter innen und ist für den Wasser- und Mineralstofftransport aus den Wurzeln zu den Blättern verantwortlich. Während das Phloem nach außen hin abgestorbene Zellen ablagert (die äußere Borke), wird das Xylem zum stabilen Stammholz des Baumes.
    Quelle ChatGPT mit GPT-4 vom 11. Jan. 2025
    Die Frage war: Wie heißt die Rinde bei Bäumen, die die Wasser-und Nährstoffversorgung sicherstellt?

Die Kombination aus Klimaerwärmung und den extrem trockenen Sommern 2018, 2019 und 2020 hat offenbar zur Ausbreitung dieses Schädlings beigetragen. Früher benötigte der Käfer zwei Jahre für seine Entwicklung; heute lässt sich ein einjähriger Entwicklungszyklus beobachten. Obwohl die Qualität des Holzes selbst nicht direkt beeinträchtigt wird, da der Käfer unter der Rinde lebt, führen das frühzeitige Schlagen und Rücken befallener Bestände sowie das Überangebot an Eichenholzzwangsläufig zu Einnahmeverlusten.
Weitere Beobachtungen brachten einen weiteren Schädling zutage: den Eichenkernkäfer. Dieser
schädigt den Baum nicht direkt, frisst jedoch Löcher ins Holz. In den Fraßgängen entwickelt sich die nächste Käfergeneration. Zusätzlich begünstigt der Befall das Wachstum eines dunklen Pilzmyzels in den Gängen. Dies führt dazu, dass nicht nur die unmittelbare Umgebung des Fraßgangs geschädigt wird, sondern die Beeinträchtigungen sich mehrere Zentimeter entlang des Baumes nach oben und unten ausbreiten können.

  • Primäre Holzschädlinge
    Als primäre Schädlinge bezeichnet man Insekten, welche intaktes oder leicht beschädigtes Holz befallen.
  • Sekundäre Holzschädlinge
    Sekundäre Schädlinge befallen erst nach Vorschädigung durch primäre Schädlinge, Stress (z.B. klimatische Bedingungen) oder Beschädigung die Pflanze.

Beide Schädlinge waren während der vergangenen 25-30 Jahren kein Thema. Dass diese heute beobachtet werden, ist auf eine allgemeine Erwärmung des Klimas im Siegerland zurückzuführen. Dadurch, dass große Teile wg. des Borkenkäfers gefällt werden mussten erwärmt sich der Boden zusätzlich schneller. Aktuell geht man Schätzungen zufolge von ca. 1/3 befallener Bäume aus. Die Gegenmaßnahmen, das Hauen und Rücken der betroffenen Bäume sind derzeit die einzige Gegenmaßnahme; wird zum Teil aber kontrovers diskutiert. Die Lücken am Waldboden führen zu mehr Sonneneinstrahlung, welches erneut zu einer Erwärmung des Bodens führt. Durch die höheren Temperaturen kann sich der Käfer also erneut schneller entwickeln. Auf die Frage, ob es Pheromonfallen oder Insektizide gibt, gab die Försterin a.D. zu bedenken:

a) dass die Käfer unter der Rinde leben und dadurch mittels Insektizid nicht erreicht werden können. Zusätzlich ist der Wald ein Naturschutzgebiet und sämtliche nützliche Insekten würden ebenfalls getötet
b) und dass es derzeit keine entsprechenden Pheromonfallen gibt, die wirksam die Schädlingspopulation reduzieren.

Es ist also abzuwägen, ob das Hauen und Rücken die Schädlinge wirksam reduziert oder ob nicht andere Einflüsse dies am Ende als wirkungslos darstellen.

Schauen wir als Genossenschaft den Tatsachen ins Auge. Mit etwas Glück kann ein Teil des Bestandes erhalten bleiben; eine Gewähr gibt es im sich aktuell erwärmenden Siegerland nicht.

Anbei noch ein Steckbrief zum Eichenkernkäfer:

Waldschutz_Steckbrief_Eichenkernkaefer_2020-10

Das Gespräch führte Edwin Buschhoff am 10. Jan. 2025

Wir wünschen allen Genossen ein gesundes und glückliches Jahr 2025

01. Jan. 2025